Victoria

Victoria

Deutschland 2014

Mitten in der Nacht lernt die junge Spanierin Victoria (Laia Costa) vor einem Club in Berlin die vier Freunde Sonne (Frederick Lau), Boxer (Franz Rogowski), Blinker (Burak Yigit) und Fuß (Max Mauff) kennen. Schnell kommen sich die Frau aus Madrid und der draufgängerische Sonne näher. Doch für die Jungs fängt die Nacht gerade erst an. Um eine Schuld bei Gangster Andi (André M. Hennicke) begleichen zu können, sehen sich die Vier gezwungen, eine krumme Sache durchzuziehen. Als einer aus der Gruppe schließlich unerwartet ausfällt, soll ausgerechnet Victoria als Fahrerin bei der heiklen Unternehmung einspringen. Was für sie zunächst wie ein spannendes Abenteurer klingt, entwickelt sich rasch zum Albtraum, denn der geplante Coup geht gründlich schief und das junge Glück von Victoria und Sonne wird knallhart auf die Probe gestellt...

Regie
Sebastian Schipper
Besetzung
Laia Costa, Frederick Lau, Franz Rogowski, Burak Yigit, Max Mauff
Länge
125 min

Seit fünf Tagen laufe ich durch die Gegend und erzähle jedem, den ich treffe, von diesem Film, ich schwärme und stimme die Leute darauf ein, den auf keinen Fall zu verpassen, weil er supercool ist und groundbreaking und zudem irre spannend ... was nicht zuletzt dem einfachen (jedenfalls in der Theorie), aber äußerst effektiven Mittel der 'Plansequenz' geschuldet ist, allerdings nur einer einzigen, dass also der ganze Film in einem Rutsch gedreht wurde, Kamera an, los geht's und 138 Minuten später ist der Film abgedreht, ohne einen einzigen Schnitt, wie ein Theaterstück, mit Berlin als riesiger Freiluftbühne, und wen das nicht beeindruckt, wer das vielleicht für eine formale Spielerei hält, der sollte sich vor Augen führen, was das für Folgen für die Arbeit hat, welch hohes Maß an Vorbereitung dafür nötig ist und welche Konzentration beim Entstehen dieses Filmes aufzubringen war; welche Energie also rund um die Kamera freigesetzt wurde, die diesen Film förmlich zum Knistern bringt und der wird beeindruckt sein von der Wirkung, die so erzielt wird, nämlich eine bedingungslose Nähe zu Figuren und Handlung, die einen sofort einsaugt, sobald man Victoria, der jungen Spanierin auf 3-monatigem Berlinbesuch, in einem Club auf der Tanzfläche begegnet, sie begleitet, als sie den Club verlässt und draußen ein paar Berliner Jungs begegnet, nett, ein bißchen prollig, ein bißchen gefährlich, aber auch freundlich und galant, die in mittelmäßigem Schulenglisch (das ist die Originalsprache des gesamten Films) versprechen, ihr das wahre Berlin zu zeigen, und weil Victoria jung ist, neugierig und risikofreudig, geht sie mit und sie geht auch noch mit, als das Risiko erheblich wächst, und dann überschlagen sich die Ereignisse und man begleitet sie immer weiter, als sie plötzlich Komplizin eines Verbrechens ist und im Morgengrauen auf kopfloser Flucht vor der Polizei – aber mehr will ich jetzt wirklich nicht verraten, denn je weniger man über die Handlung weiß, desto besser, und deshalb nur noch so viel, dass es zum Auf-dem-Sitz-hin-und-her-Rutschen, zum-nagelkauen-spannend wird und ich mir hinterher dachte, so muss es 1960 für die Leute gewesen sein, als sie zum ersten Mal Godards außer atem gesehen haben (und so fühlt man sich auch hinterher, atemlos), ein Meisterwerk, das den Zeitgeist eines ganzen Jahrzehnts filmisch auf den Punkt bringt.
rog