Verräter wie wir

GB 2015

Geldwäsche, Gangster und Geheimdienst: Die neue, fesselnde John-le-Carré-Verfilmung nimmt raffiniert die skrupellosen Machenschaften der Finanzszene unter die Lupe.

Regie
Susanna White
Besetzung
Ewan McGregor, Naomie Harris, Stellan Skarsgård, Damian Lewis. Jeremy Northam
Länge
108 min
FSK
16

Dima, der Maestro der Geldwäsche, ein Virtuose der Verwandlung von Schwarzgeld in solides Kapital und Paganini der Finanzmanipulation, möchte aussteigen. Ein Bär von einem Mann ist der Moskauer, hart und sentimental gleichzeitig, mit Tattoos, die seine Haut in einen Bildersaal verwandeln. Oszillierend zwischen Champagner in den überschwänglichen und Wodka in den melancholischen Momenten seines Lebens. Marrakesch, rosafarbene Stadt am Fuße des verschneiten Atlasgebirges. Enge Altstadtlabyrinthe voll exotischer Fremdartigkeit. Der Zauber der alten, orientalischen Berberstadt soll die Beziehung des smarten Oxford-Dozenten Perry retten. Seine Frau, die erfolgreiche Anwältin Gail, kann ihm seinen Seitensprung jedoch noch nicht verzeihen. Frustriert lässt er sich nur zu gern von dem extravaganten Russen Dima auf eine wilde Party einladen. Doch sein neuer Freund hat nur eines im Sinn: Er sucht über den arglosen Perry Kontakt zum britischen Geheimdienst MI 6. Sein Deal: brisante Informationen über das Geldwäschesyndikat und das Bankensystem, die bis in höchste Regierungskreise reichen. Im Gegenzug verlangt er von den Briten Asyl für sich und seine Familie. Zurück in London führt Perry den Auftrag aus. Prompt verstrickt sich das Paar im undurchsichtigen Ränkespiel internationaler Spionage und schmutziger Politik. Regisseurin Susanna White inszeniert den rasanten Spionagethriller, über die Korrumpierbarkeit des Westens und die Zerbrechlichkeit der Demokratie, streckenweise wie einen virtuosen Agentenfilm der alten Schule. Schließlich brachte Altmeister le Carré, einst selbst für den britischen Geheimdienst tätig, den Realismus in das Genre. Er lieferte den Gegenentwurf zu glamourösen James-Bond-Phantasien vom Spion als Lebemann. Trotzdem geizt ihre Neuverfilmung des Klassikers nicht mit spannungsgeladener Action und exotischen Schauplätzen. Seine mitreißende Intensität verdankt das Spionage-Roadmovie auch Kameramann Anthony Dod Mantle, einem der innovativsten und einflussreichsten Bildgestalter des europäischen Gegenwartskinos. Für seine rasanten Verfolgungssequenzen in den Slums von Mumbai in SLUMDOG MILLIONÄR wurde der technikbegeisterte Visionär nicht umsonst mit dem Oscar ausgezeichnet.
lko