Fünf Billionen Dollar – eine Zahl mit zwölf Nullen – waren am Ende der Finanzkrise von 2008 vernichtet! Zehntausende Menschen verloren wegen fauler Darlehen ihre Häuser, Millionen wurden arbeitslos. Und die Folgen: keine. Doch: Genau ein Banker musste ins Gefängnis, alle anderen scheffelten in den Folgejahren schon wieder Boni in Millionenhöhe. Doch hier geht es nicht bzw. nicht nur um Banker, sondern vor allem um eine Gesellschaft, die sich lieber von seichter Unterhaltung einlullen lässt, als sich um das zu kümmern, was wirklich zählt.
Wie ein Musikvideo, wie Internetclips ist THE BIG SHORT, oft geschnitten, rasant, mitreißend und oberflächlich, und das ist genau der Punkt. Denn eigentlich geht es hier um hochkomplizierte Geldgeschäfte, wird mit Begriffen wie subprime -loans, sidebets on futures oder collateralized debt obligation nur so um sich geschmissen. Nichts davon ist wirklich illegal, aber all das sind rein spekulative Formen der Geldanlage, die zumindest moralisch fragwürdig sind. Doch Moral ist selbstverständlich das Letzte, was ein echter Wall-Street-Banker im Sinn hat, so auch die drei Gruppen von Investoren, die hier im Mittelpunkt stehen.
THE BIG SHORT wirft einen scharfen, bösen, aber auch ernüchternden Blick auf die Welt, in der wir leben. In einer emblematischen Szene sitzt da etwa die sehr blonde, sehr attraktive Schauspielerin Margot Robbie in der Badewanne, in der Hand ein Champagnerglas, und erklärt dem Zuschauer die Funktionsweise der faulen Kredite. Das ist nun nicht nur erstaunlich informativ, sondern vor allem ein Seitenhieb auf Martin Scorseses THE WOLF OF WALL STREET, in dem Robbie das hübsche Ding an der Seite von Leonardo DiCaprios Börsenhai spielte. Dort standen die Exzesse der Banker im Mittelpunkt, das schöne Leben aus Geld, Sex und Drogen, was ihn wohl ebenso zu einem unfreiwilligen Werbevideo für einen Berufsstand machte wie einst Oliver Stones WALL STREET.
Das wird hier nicht passieren, denn Adam McKay lässt nie einen Zweifel daran, dass seine Banker und all die anderen Nutznießer eines Systems waren, das seine Machenschaften bewusst so kompliziert erscheinen lässt, dass Außenstehende kaum durchblicken. Doch ebenso klar wird, dass kaum jemand wirkliches Interesse hat, die Ursachen von Krisen wahrzunehmen.
MM