Sommer mit Mama, Der

Brasilien 2015

Mit viel Schwung und Leichtigkeit erzählt die brasilianische Komödie von wankenden Weltbildern und vom Aufbruch in eine neue Zeit: Die kesse Tochter der Haushälterin Val bringt die strenge Hierarchie eines Villenhaushaltes ordentlich durcheinander. Absoluter Mittelpunkt des Films und ein echtes Kinoereignis ist Regina Casé als Val. Sie sprudelt, brodelt und schäumt vor Energie, und ihre Komik ist ebenso ansteckend wie ihre Herzlichkeit.

Regie
Anna Muylaert
Besetzung
Casé, Michel Joelsas, Camila Márdila, Karine Teles, Lourenço Mutarelli
Länge
110 min

Ohne Val läuft gar nichts: Sie ist eine standesbewusste Haushälterin wie aus dem Bilderbuch. Val hat ihren Laden im Griff, schuftet rund um die Uhr und schläft in einem Kellergelass der Villa von Dona Bárbara und Don Carlos. Nur gelegentlich erlaubt sie sich ein paar Freiheiten, horcht an den Türen oder gönnt sich ein Schwätzchen. Für Fabinho, den Sohn des Hauses, ist sie wie eine zweite Mutter – aber tatsächlich hat Val selbst ein Kind: Jéssica, die bei Verwandten auf dem Lande aufgewachsen ist. Als Jéssica zur Aufnahmeprüfung an der Uni nach São Paulo kommt, ist Schluss mit Vals geordnetem Alltag. Ihre aufmüpfige Tochter will sich nämlich keinesfalls den ungeschriebenen Standesregeln beugen. Als Erstes quartiert sie sich im schicken Gästezimmer ein, statt standesgemäß bei Muttern auf der Matratze im Keller zu schlafen. Und dann isst sie auch noch von Fabinhos Eis! Val fällt von einem Schrecken in den nächsten, denn die selbstbewusste Jéssica mischt das soziale Gefüge und damit das Zusammenleben in der Villa gehörig auf. Mit lässiger Hand und viel Sinn für Situationskomik entwickelt Anna Muylaert ihre Geschichte von alten und neuen Weltbildern. Sie klagt nicht an und zeigt ganz normale Menschen, und die stehen nun mal jeder Veränderung meist skeptisch gegenüber. Der brasilianische Star Regina Casé spielt Val mit viel Temperament. Mal in stummer Verzweiflung, mal mit überschäumender Energie ist sie als Haushälterin eine hyperaktive, aber nur scheinbar demütige Untergebene. Mit aller Macht versucht sie, das Herz ihrer Tochter zu gewinnen, die sie eigentlich gar nicht kennt. Camila Márdila spielt die coole Jéssica mit burschikosem Charme. Sie bittet nicht um Almosen, sie kennt ihre Rechte und fordert ein, was ihr zusteht. Dabei kommt es notwendigerweise zu Konflikten, nicht nur mit Val, sondern auch mit dem verwöhnten Bengel Fabinho und seiner Mutter Bárbara. Papa Carlos hingegen fühlt sich von Jéssica und ihrem selbstsicheren Auftreten magisch angezogen … Weder der überraschende Schluss noch die zahlreichen Wendungen und Windungen sollen hier verraten werden. Nur eines noch: Dieser Film macht richtig gute Laune.
sic!