Im Mittelpunkt der Geschichte um Neonazis steht der Autor Sebastian, gespielt von Jerry Hoffmann – ein Afrodeutscher, der auf Lesereise ausgerechnet nach Prittwitz kommt. Genau hier, in der ostdeutschen Provinz zwischen Brandenburg, Sachsen und Thüringen, haben sich’s die Nazis richtig gemütlich gemacht.
Kaum ist Sebastian angekommen, wird er zusammengeschlagen. Als er im Quartier der Nazis aufwacht, hat er sein Gedächtnis verloren und plappert alles nach, was er hört. Sebastians Entführer merken schnell, dass sie ihn prima für ihre Zwecke benutzen können. So wird der scheinbar umgedrehte linke Erfolgsautor zum Sprachrohr der rechten Szene und zum Lieblingskind der populistischen Meinungsmafia.
Dies ist die Ausgangssituation für einen erfreulich niederträchtigen Film. Regisseur und Autor Dietrich Brüggemann schlägt buchstäblich um sich, aber nicht in Panik, sondern aus Wut über den Zustand unseres Landes. Brüggemann treibt mit allen sein böses Spiel, er rechnet in brutalst möglicher Hassliebe mit ganz Deutschland ab, mit Geheimdiensten, Medien und Politikern ebenso wie mit den Wohlmeinenden, den Wegsehern und den Besserwissern.
Der einzige vernünftige Mensch in seiner Geschichte ist ein wackerer Dorfpolizist, dem niemand glaubt. Er verbündet sich mit Sebastians schwangerer Freundin, die auf der Suche nach Sebastian in Prittwitz landet. Ihnen auf den Fersen ist ein auftragsgeiler TV-Fuzzi. Die lokale Nazibande, die aus untereinander rivalisierenden Halb- und Vollpfosten besteht, ist längst mit Sebastian weitergezogen und präsentiert ihn in Talkshows, während insgeheim die Vorbereitungen für den nächsten Krieg laufen. Denn eigentlich geht es um Doreen, die Nazibraut, bei der nur einer landen kann, der Polen erobert.
Da fliegen die Fetzen, die Komik ist manchmal sehr klamaukig, aber durchaus passend, und mancher Lacher bleibt förmlich im Halse stecken. Denn Brüggemann spart nicht mit Schockelementen in seiner wahnwitzigen Story, die unglaubwürdig wäre, wenn man nicht alles irgendwo mal gelesen hätte. Drunter und drüber geht’s, manchmal hapert’s mit der Logik, doch am Ende steht die Erkenntnis:
Es muss sich was ändern – wir müssen was ändern, und wenn Humor dabei hilft, dann wird dieser Film dazu beitragen.
sic!