Ein Atem

D 2015

Die junge Griechin Elena (Chara Mata Giannatou) hat genug von der Misere und zieht nach Deutschland. In ihrem Job als Kindermädchen in Frankfurt öffnet sich eine völlig andere Welt: Tessa (Jördis Triebel) und ihr Mann Jan (Benjamin Sadler) sind beide erfolgreich und haben klare Vorstellungen davon, was für ihre anderthalbjährige Tochter Lotte das Richtige ist. Ein Stück Süßigkeiten am Tag und Rosinenbrötchen nur vom Biobäcker. Elena erträgt geduldig den Perfektionismus und die Launen der Hausherrin. Doch in einem kurzen Moment der Unachtsamkeit verliert sie Lotte aus den Augen und findet sie nicht wieder. Elena ergreift die Flucht nach Griechenland, über Tessa und Jan bricht ein Alptraum herein. Alte Konflikte kommen an die Oberfläche: Jan wirft Tessa vor, dass Lotte noch da wäre, wenn sie sich nicht für ihre Karriere entschieden hätte. Von Grimme-Preisträger Christian Zübert (LAMMBOCK, DREIVIERTELMOND, HIND UND WEG).

Regie
Christian Zübert
Besetzung
Jördis Triebel, Chara Mata Giannatou, Benjamin Sadler
Länge
97 min
FSK
12

Elena (Chara Mata Giannatou) hat genug von der nicht enden wollenden Krise in Athen. Gegen den Willen ihres Freundes packt die junge Griechin ihre Koffer und wandert nach Frankfurt aus, um in einer Bar zu arbeiten. Als sie feststellt, dass sie schwanger ist, muss sie ihre Pläne komplett umschmeißen. Sie findet eine Stelle als Kindermädchen bei einem Karrierepaar, dessen scheinbar perfekte Welt so ganz anders ist als ihre. Tessa (Jördis Triebel) und Jan (Benjamin Sadler) haben alles im Griff und klare Vorstellungen, was gut für ihre anderthalbjährige Tochter Lotte ist. Elena ist zunehmend überfordert, sich neben der Kleinen auch noch um ihr eigenes ungeborenes Baby zu kümmern. Als sie einen Moment nicht aufpasst, verschwindet Lotte. Elena ergreift panisch die Flucht und kehrt nach Griechenland zurück. Die Tragödie reißt bei den Eltern tiefe Konflikte auf, die deren Vorstellungen einer gleichberechtigten Paarbeziehung komplett in Frage stellen. Jan wirft Tessa vor, dass ihrer Tochter nichts passiert wäre, wenn sie sich als Hausfrau ganz darauf konzentriert hätte, statt Karriere zu machen. Tessa fliegt in ihrer Verzweiflung kurzerhand nach Athen und macht sich auf die Suche nach Elena. Das Drama lebt vor allem von den beiden herausragenden Hauptdarstellerinnen, der Berlinerin Jördis Triebel (WESTEN) und der deutschgriechischen Theaterschauspielerin Chara Mata Giannatou, die hier ihre erste Kinorolle spielt. Doch Regisseur Christian Zübert (HIN UND WEG) gelingt in seinem neuen Film nicht nur ein bewegendes Doppelporträt zweier unterschiedlicher Frauen auf der Suche nach ihren Rollen im Leben und was es heutzutage bedeutet Mutter zu sein. Es ist auch eine Auseinandersetzung über Geschlechterrollen und über die aktuelle Situation in Europa, das Auseinanderbrechen in Arm und Reich. Zübert zeigt beide Perspektiven, ohne zu urteilen oder sich auf eine Seite zu schlagen und verbindet dabei Unterhaltung mit Anspruch, Ernsthaftigkeit mit leichten Tönen. Ein Balanceakt, wie er im deutschen Kino selten gelingt. Und ein Film, der seit seiner Weltpremiere in Toronto für Gesprächsstoff sorgt. Schon jetzt ein Highlight des Kinojahres 2016!
jg