Neila hat’s geschafft: Sie darf Jura an einer berühmten Pariser Elite-Uni studieren. Doch gleich am ersten Tag führt sie der Prof im vollbesetzten Hörsaal als typische schlampige Zuspätkommerin vor. Nur, weil ein Kommilitone das Ganze gefilmt und ins Internet gestellt hat, bekommt sie eine Chance. Denn der unkorrekte Professor wird von der Leitung verdonnert, Neila für einen Rhetorikwettbewerb fit zu machen. Also her mit Schopenhauers 38 Regeln, wie man den Gegner im Streitgespräch durch Provokation, Emotionalisierung und Lüge fertigmacht. Das klingt verdammt aktuell. »Dabei geht es nicht um Wahrheit!« »Um was denn sonst?« »Um die Kunst des Rechthabens!« Wow! Allein wie Daniel Auteuil als zynischer Sonderling mit zurückgegeltem Haar »Schopenhauer« ausspricht, lohnt den Kinobesuch. Und wie er es schafft, trotz vorzüglicher Manieren den arroganten Stinkstiefel raushängen zu lassen und hinter minimaler Mimik wahre Leidenschaft für Sprache aufscheint, tja, das macht den großen Schauspieler aus. In Camélia Jordana hat er eine ebenbürtige Partnerin. Die Sängerin mit algerischen Wurzeln, vor Jahren vom französischen DSDS entdeckt, wurde für ihre Rolle mit dem César ausgezeichnet. Neila, die vom Professor abwechselnd als Fatima, Latifah oder Leila angesprochen wurde, hat den Groove, etwas aus ihrem Leben zu machen und kontert schlagfertig mit Intelligenz und Wortwitz, auch wenn sie anfangs schlimmer nuschelt als Marlon Brando und Al Pacino als Scarface zusammen! Zum Glück war es Regisseur Yves Attal zu billig, aus dem Professor einen Gutmenschen zu machen, und so darf der Professor zu unserem grössten Vergnügen immer mal wieder verbal aus dem Ruder laufen. Die Neugier auf die Argumente des Gegners, und der Wunsch, das letzte Wort zu haben, holen Neila zurück. Ein Märchen? Okay, dass man in einem Monat nicht seine gesamte Erziehung hinter sich lässt – geschenkt! Und dass nicht alle Männer so selbstlos und fair sind, wie Neilas Freund Mounir, der »nur« Taxifahrer ist – geschenkt. Dafür gehen wir ja ins Kino. Für alle, die Katharine Hepburn, my fair lady, Rap und Racine lieben, und sich fragen, warum Kollegah so viel Erfolg hat.
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