Colette

GB/USA/HU 2018

Die junge Colette schreibt Bücher. Ihr Mann Willy verkauft sie unter seinem Namen. Damit wird er zum Star in Paris, feiert rauschende Partys und beginnt mehrere Affären. Diese altbekannte Dynamik wird durchbrochen, als Colette merkt, dass sie nicht nur eine talentiertere Autorin ist als ihr Ehegatte, sondern auch die bessere Liebhaberin. Schon bald kämpfen sie und Willy um die selben Frauen ...

Keira Knightley in einem Kostümfilm? Kennen wir, aber die Produzentinnen von CAROL verleihen dem Ganzen einen frischen, feministischen Twist.

Regie
Wash Westmoreland
Besetzung
Keira Knightley, Dominic West, Denise Gough, Eleanor Tomlinson, Fiona Shaw
Länge
112 min
FSK
6

1892 in der französischen Gemeinde Saint-Sauveur: Während die Eltern der jungen Sidonie-Gabrielle Colette noch mutmaßen, dass der Pariser Autor Willy womöglich bald um die Hand ihrer Tochter anhalten will, schreiten Sidonie und Willy bereits zur Tat. Wie Effi Briest und ihr Major von Crampas turteln die Verliebten heimlich in einer Scheune. Auch sonst sind Colette und Fontanes Tochter der Lüfte seelenverwandt: Beide werden in ihrem Drang nach Freiheit und Selbstbestimmung von patriarchalen Machtstrukturen eingeschnürt. Die Ehe führt die Provinzdame in gehobene Pariser Kreise. Willy lebt zwar auf großem Fuß, zehrt aber nur noch von seinem guten Namen und beschäftigt für seine Veröffentlichungen Ghostwriter. Als er in Geldnot gerät, springt auch Colette als Autorin ein. Ihr teils autobiographischer Roman Claudine über ein modernes Mädchen vom Land avanciert anno 1900 zum Verkaufsschlager. Bald folgen weitere Claudine-Bücher, ein Theaterstück und Fanartikel wie Seifen und Fächer. Mit der Zeit genügt es Colette immer weniger, im Schatten ihres Manns zu stehen. Sie fordert eine offizielle Nennung als Claudine-Schöpferin und entdeckt an der Seite der androgynen Missy die Welt der Varietétheater. Der Plot von COLETTE verläuft routiniert. Im Mittelpunkt steht die Selbstermächtigung der von Keira Knightley reserviert gespielten Titelheldin, die ihrem Gatten nach anfänglicher Ergebenheit über den Kopf wächst und die gesellschaftlichen Regeln in Frage stellt. Wie ihr untreuer Mann nimmt sie sich das Recht auf Affären heraus. Inspiriert von ihrer Liebhaberin Missy trägt Colette Männerkleidung und eine Kurzhaarfrisur, was in der Pariser Modewelt einen Trend auslöst. Westmoreland legt ein klassisch in Szene gesetztes Historiendrama mit den schön anzuschauenden Ausstattungsstandards des Genres vor. Es gibt feine Abendgesellschaften, Picknicks, Feder und Tinte, Kutschfahrten und Kostüme für sämtliche Anlässe. Ambitionierter Gestaltungswille blitzt vor allem auch bei der Musikuntermalung auf. Ein geschliffenes, pittoreskes Emanzipationsdrama mit Schauwerten des Fin de Siècle, leichtfüßig und eher heiter-verspielt als tragisch.
cho