Nic nimmt Drogen. Sein Vater David, ein engagierter Journalist, ist zunächst optimistisch: Mit etwas Liebe, Verständnis und gutem Willen sollte sich das Problem doch lösen lassen! Aber Nic rutscht immer tiefer in die Sucht. Irgendwann stellt David fest, dass sein Sohn, zu dem er ein so liebevolles Verhältnis hatte, nicht mehr existiert. Stattdessen ist da ein fremder Junge, der lügt, betrügt, stiehlt und vermutlich an der Sucht zugrunde gehen wird. Doch David lässt trotzdem nicht locker.
Vor allem aus Sicht des Vaters erzählt Felix Van Groeningen seine Geschichte von der Drogensucht als destruktive Kraft, die nicht nur die Konsumenten, sondern auch ihr Umfeld zerstört. Erst wenn die Süchtigen vollkommen allein sind, gibt es eine Chance auf Heilung, so heißt es. Doch welche Mutter, welcher Vater bringt es wirklich übers Herz, das geliebte Kind loszulassen? David sucht verzweifelt nach Möglichkeiten, um seinem Sohn zu helfen. Die Ergebnisse sind trostlos. In Rückblenden wird dabei deutlich, wie eng David und Nic miteinander verbunden sind. John Lennons Song Beautiful Boy, geschrieben für seinen Sohn Sean, steht dabei für das einstmals innige Verhältnis von Vater und Sohn sowie für die heile Welt der Vergangenheit. Das abgemagerte, verwahrloste Drogenwrack von heute hat nichts mehr zu tun mit dem fröhlichen Kind, das Nic einmal war. Wenn Nic sich verliebt und seine Freundin anfixt, dann ist das ebenso grauenvoll wie schlüssig, und diese unaufhaltsame Logik zu zeigen, ist eine der großen Qualitäten des Films. Dazu gehört auch, wie sich David angesichts von Nics Sucht langsam selbst ruiniert und die gesamte Familie darunter leidet. Steve Carell spielt diesen Mann, der versucht, seinen Sohn zu retten, mit einer sehr intensiven Mischung aus intellektueller Lässigkeit und väterlicher Besorgnis. Timothée Chalamet (CALL ME BY YOUR NAME) spielt den Nic einfach unfassbar gut. Er wechselt den Ton innerhalb von Sekunden, raunt, lallt, schluchzt und spielt die körperlichen und geistigen Veränderungen des Süchtigen mit beinahe gespenstischer Präsenz und ohne zu übertreiben. Absolut sehenswert und erschütternd realistisch.
sic!