Amy

USA 2015

Amy Winehouse war eine waschechte Ausnahmekünstlerin. Mit persönlichen Songtexten, die sie mit ihrer charakteristischen Soulstimme zum Leben erweckte, begeisterte und berührte die Britin eine weltweite Fangemeinde. Sie verkaufte mehrere Millionen Platten und gewann sechs Grammys. Aber ihre kometenhafte Karriere war nur von kurzer Dauer, schließlich sind ihr die Drogen zum Verhängnis geworden: Im Alter von gerade einmal 27 Jahren starb Winehouse an einer Alkoholvergiftung. Filmemacher Asif Kapadia widmet sich in seiner Dokumentation dem kurzen Leben der Sängerin. Mithilfe von zuvor unveröffentlichtem, privatem Material zeigt Kapadia, wie Winehouses Erfahrungen mit Familie, Freunden, anderen Musikern und Medien sich in ihrem künstlerischen Schaffen niedergeschlagen haben und stellt direkte Zusammenhänge her.

Regie
Asif Kapadia
Länge
127 min

Die Jazz-Legende Tony Bennett hat Amy Winehouse in einem Atemzug mit Ella Fitzgerald oder Billie Holliday genannt. Sechs Grammys ersang sie mit ihrer unvergleichlichen Stimme, und es wären noch zahlreiche hinzugekommen. Stattdessen trat sie 2011 diesem Klub 27 um Jim Morrison, Janis Joplin und Kurt Cobain bei, dessen Mitglieder mit 27 Jahren unter dubiosen Bedingungen und in Zusammenhang mit exzessivem Drogen- und Alkoholkonsum viel zu früh verstorben sind. Regisseur Asif Kapadia hat mit seinem Biopic über Ayrton senna längst nachgewiesen, dass er den Spuren Verstorbener mit großem Feingefühl nachzugehen vermag. In amy wählt er nicht den leichtesten Weg, um the girl behind the name ausfindig zu machen. Mehr als hundert Interviews führte er mit Freunden, die nicht öffentlich reden wollten, mit Verwandten, Ex-Freunden und Geschäftspartnern. Private Fotos und Videomaterial, teilweise in armseliger, dadurch fast soghafter Qualität, wurden eingearbeitet. Fundament des Films jedoch sind die Songs bzw. Songtexte, die immer wieder eingeblendet werden und die so viele Hinweise auf die zerbrechliche Seele hinter der kraftvollen Stimme geben. Verschiedene Faktoren spielen in einer solchen Tragödie ihre Rolle: Amy Winehouse war eine Jazz-Sängerin, die sich ins Blitzlichtgewitter der Pop-Welt verirrte, eine »gewöhnliche« Frau, deren Natürlichkeit so lange für sie sprach, bis sie gegen sie verwendbar war. Die Liebe ihres Lebens versorgte sie in der Reha mit Kokain, und die Fürsorge ihres Vaters schien bisweilen von erstaunlich geschäftsmäßiger Natur. amy nimmt dazu klare Positionen ein, die schon vor Filmstart zu Auseinandersetzungen mit der Familie führten, fragt nicht nur nach dem Warum  , sondern lässt Antworten erahnen. Herausgekommen ist eine gleichermaßen einfühlsame wie brutale Nahaufnahme dieser Ausnahmekünstlerin, ein Blick in die Abgründe von Amy Winehouse und in die Abgründe der seltsamen Veröffentlichungsindustrie, die ihre Idole erst aufs Plateau hebt, um sich dann an ihren Abstürzen aufzugeilen. Eine Frage allerdings bleibt offen: Ob Amy wohl gewollt hätte, dass wir ihr mit dieser Dokumentation schon wieder so dicht auf den Pelz rücken?
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