Was uns nicht umbringt

D 2018

Ein warmer, berührender und witziger Episodenfilm, der Melancholie mit Humor paart und noch das Schwerste mit einer – keineswegs oberflächlichen – Leichtigkeit anpackt. Und guter Musik.

Regie
Sandra Nettelbeck
Besetzung
August Zirter, Johanna ter Steege, Barbara Auer, Jenny Schily, Bjarne Mädel
Länge
129 min
FSK
6

Ein Hund bringt Freude ins Leben. Der einfühlsame Psychotherapeut Max allerdings, den das geschulte Kinogängerauge aus BELLA MARTHA wiedererkennt, sucht im Tierheim mit sicherer Hand den am schwermütigsten dreinblickenden Vierbeiner als temporären Lebens- und Leidensgefährten aus, dessen Trübnis fortan die Therapiesitzungen begleiten wird. Max ist der Knotenpunkt einer Reihe höchst unterschiedlicher Lebensfäden, die so manch herbe Beschädigung hinnehmen mussten und zwischen Riss und der Suche nach neuer Spannung stehen. Da ist die Ex-Frau und beste Freundin, deren Bindungsängste gegenüber einem weit jüngeren Uni-Dozenten er lieber nicht professionell verarbeiten möchte, wohl aber die ausufernden Konflikte mit den gemeinsamen heranwachsenden Töchtern. Da ist der nach einem schweren Schicksalsschlag vor Kummer nahezu sprachlos gewordene Ben oder der Pilot Fritz, der unter Flugangst leidet, seit sein Lebenspartner im Sterben liegt und dessen Familie ihn vom Krankenbett fernzuhalten sucht. Da ist Beerdigungsinstitutsleiter Mark, der schon zu viel Trauer sehen musste und das Leben mit seiner hypochondrischen Schwester teilt. In seinem Institut lernt er die Schriftstellerin Isabelle kennen, die seit dem Tod ihres Geliebten in Syrien das Schrei­ben eingestellt hat. Und dann stellt sich auch noch ein besonderer Ton zu der Soundkünstlerin Sophie ein, der Max mit arbeitsübergreifendem Interesse nahelegt, ihre Liebe nicht dem falschen Manne nachzutragen. Diese und noch einige weitere Lebensentwürfe im Umbruch verknüpft Regisseurin Sandra Nettelbeck zu einem wunderbaren Episodenfilm, der sich uns einerseits mit melancholischer Ruhe in die tiefe Tragik des Verlustes einfühlen lässt, andererseits mit klugen, gewitzten Dialogen zurück in die Leichtigkeit des anderen Seins führt. Die Besetzung ist nicht nur prominent, sondern bis in die kleinste (Hunde-)Rolle hervorragend gelungen. Von August Zirner über Johanna Ter Steege bis zu Bjarne Mädel darf jeder ein bisschen nachklingen, ohne den Sound des großen Ganzen zu beeinträchtigen. Der Soundtrack nebenbei passt perfekt und hilft, der Schwermut Flügel anzulegen. Und schließlich bringt sogar der Hund Freude ins Leben.
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