Trumbo

USA 2015

TRUMBO vermeidet erfolgreich jede betuliche Denkmalpflege und gerät ebenso wenig in die häufige Genre-Falle eines brav bebilderten Wikipedia-Eintrags. Der Held ist dabei so facettenreich wie psychologisch plausibel konstruiert. Der charismatische BREAKING BAD-Kultdarsteller Bryan Cranston läuft einmal mehr zu grandioser Hochform auf. Von Helen Mirren als bissiger Klatschkolumnistin und Kommunistenfresserin ganz zu schweigen!

Gleichsam nebenbei gelingt ein hübscher Blick auf das Hollywood der späten 40er. Ein John Wayne, der sich stolz als Patriot präsentiert – bis ihn Trumbo auf seinen nicht absolvierten Militärdienst anspricht. Oder Studio-Boss Sam Goldwyn, der sich von der Klatschkolumnistin erpressen lässt. Last not least Edward G. Robinson, der den Verrat an seinen Freunden später nur sehr mühsam rechtfertigen kann. Aber wie betont Trumbo gegen Ende so treffend: „Wir sollten nicht nach Helden und den Bösen Ausschau halten, sondern nur nach den Opfern.

Dieter Oßwald

Regie
Jay Roach
Besetzung
Bryan Cranston, Elle Fanning, Diane Lane, John Goodman, Helen Mirren, Christian Berkel
Länge
124 min
FSK
6

»Hollywood braucht Drehbücher wie die Armee Klopapier«, der das sagt, kennt sich in der Branche bestens aus. Dalton Trumbo ist einer der erfolgreichsten Autoren der Traumfabrik. Besser gesagt: Er war es! Denn auch für Stars macht das Komitee für unamerikanische Umtriebe keine Ausnahme. In der Hysterie des Kalten Krieges wurde eine regelrechte Hexenjagd auf alles gemacht, das irgendwie nach Kommunismus klang. Trumbo gehörte zu einer Gruppe kommunistischer Drehbuchautoren, die sich für bessere Arbeitsbedingungen in den Studios einsetzten. Prompt wurde er von strammen Patrioten um John Wayne und Ronald Reagan zum potentiellen Staatsfeind deklariert. Als er sich mit Hinweis auf die freie Meinungsäußerung weigert, die inquisitorischen Fragen des »Komitees« zu beantworten, weht ihm alsbald ein eisiger Wind entgegen. Für Trumbo verschärft sich die Lage, zumal die Klatschkommunistin Hedda Hopper massiv gegen ihn hetzt. Der Kreative kommt ins Gefängnis. Nach seiner Entlassung wird er mit Berufsverbot belegt. Seine rettende Idee: Er schreibt unter Pseudonym. Beim Trash-Produzenten Frank King findet er einen dankbaren Auftraggeber. King kümmert sich nicht um Politik, ihn interessiert allein der Profit. Mit einigen gleichfalls geschmähten Autorenkollegen baut er eine regelrechte Drehbuch-Factory auf. Für zwei Filme gibt es den Oscar – die Ehre wird dem heimlichen, wahren Autor freilich erst Jahrzehnte später zuteil. trumbo vermeidet erfolgreich jede betuliche Denkmalpflege und gerät ebenso wenig in die häufige Genre-Falle eines brav bebilderten Wikipedia-Eintrags. Der Held ist dabei so facettenreich wie psychologisch plausibel konstruiert. Der charismatische Breaking-Bad-Kultdarsteller Bryan Cranston läuft einmal mehr zu grandioser Hochform auf. Von Helen Mirren als bissiger Klatschkolumnistin und Kommunistenfresserin ganz zu schweigen! So gelingt ein hübscher Blick auf das Hollywood der späten 40er. Ein John Wayne, der sich stolz als Patriot präsentiert – bis ihn Trumbo auf seinen nicht absolvierten Militärdienst anspricht. Oder Studio-Boss Sam Goldwyn, der sich von der Klatschkolumnistin erpressen lässt. Last not least Edward G. Robinson, der den Verrat an seinen Freunden später nur sehr mühsam rechtfertigen kann. Aber wie betont Trumbo gegen Ende so treffend: »Wir sollten nicht nach Helden und den Bösen Ausschau halten, sondern nur nach den Opfern.«
doss