Trautmann

D/GB 2018

Marcus H. Rosenmüllers Biopic über das dramatische Leben der Manchester-City-Fußballlegende Bert Trautmann ist eine packenden Parabel über Versöhnung, Vereinigung und Völkerverständigung.

Regie
Marcus H. Rosenmüller
Besetzung
David Kross, Freya Mavo, Gary Lewis, John Henshaw, Michael Socha
Länge
120 min
FSK
12

Das Runde muss ins Eckige und die Würde in den Kopf der Menschen: Bis dahin ist es jedoch für Bert Trautmann, der als einer der besten Torhüter des Planeten Fußballgeschichte schrieb, ein dorniger Weg: Als junger Fallschirmspringer pirscht er gegen Ende des Zweiten Weltkriegs in Soldatenkluft mit seinem Bataillon durch das normannische Unterholz, bis an die Zähne bewaffnet. Eine Landmine explodiert, die jungen Leute werden teilweise durch die Luft gewirbelt. Auch der blonde Jüngling liegt verletzt in einem Schlammloch. Von den Briten arretiert, im englischen Gefangenenlager zur Strafarbeit verdammt, ist Fußball für die Gefangenen einziger Lichtblick, so auch für Trautmann. Irgendwann wird Jack Friar, Manager des Provinz-Fußballclubs St. Helens Town AFC auf das Jungtalent aufmerksam. Wie auch amourös seine Tochter Margaret. Friar rekrutiert den verhassten Neuling aus Deutschland als Torwart, sein grandioses Talent vereitelt den Abstieg. Trautmanns Verpflichtung für Manchester City provoziert 1949 den Skandal: Ein Ex-Erzfeind in der eigenen Elf? Mannschaftskapitän Eric Westwood deeskaliert mit seiner denkwürdigen Begrüßung: »Es gibt hier keinen Krieg in dieser Kabine.« Unglaublich: Trautmann bricht sich 1956 im FA-Cup-Finale zwischen Manchester City und Birmingham 25 Minuten vor Spielende beim Duell mit Peter Murphy sein Genick, hält weiter, sein Verein gewinnt mit 3:1. England zelebriert ihn wie einen Messias. Hautnah, mit wuchtiger Liebe zum Detail, in seiner gewohnt klaren und prägnanten Bildsprache bannt Marcus H. Rosenmüller die widersprüchliche Vita dieser hierzulande fast unbekannten Sportlegende in packende Bilder, verknüpft mit einer melodramatischen Lovestory und der just zu Brexit-Zeiten akuten Botschaft von Freiheit und Verbundenheit. Multitalent David Kross ächzte und schwitzte drei Monate zwischen den Pfosten, um seinen Part authentisch zu interpretieren. Mit großem Erfolg. Das Resultat ist ein kurzweiliger Kinokracher mit Wohlfühlgarantie. Am 19. Juli 2013 starb sein reales Alter Ego in Spanien. Diese packende Hommage konnte er leider nicht mehr sehen.
jea