Selten war das Vorab-Lob so angemessen wie hier. Die Berliner Filmemacherin Maren Ade hatte bei den Filmfestspielen in Cannes im Mai mit ihrer fast dreistündigen Vater-Tochter-Tragikomödie Toni Erdmann für Furore gesorgt und die internationale Kritik begeistert. Bei den Vorführungen gab es mehrfach Szenenapplaus. Und seitdem steht der deutsche Film Kopf. Zu Recht! Toni Erdmann ist ein Meisterwerk. Ade erzählt von Winfried, einem Alt-68er-Vater, der überraschend seine Tochter Ines in Bukarest besucht, wo sie sich als Unternehmensberaterin in einer männerdominierten Branche durchsetzen muss. Ihr ist seine Anwesenheit peinlich, weil er mit seiner unbeholfenen Art und den lauen Scherzen so gar nicht in ihre steife Geschäftswelt passt. Sie hält ihn genervt auf Abstand, bis der Vater beginnt, zu Perücke und schiefen Karnevalszähnen zu greifen und sich zur Kunstfigur Toni Erdmann zu verkleiden. Er gibt sich mal als Berater, mal als Botschafter aus und wanzt sich in Ines’ Berufsalltag zwischen Team-Meetings und Clubnächten mit den Kollegen. Und der Trick funktioniert, Ines beginnt tatsächlich etwas aufzutauen. Verblüffend ist nicht nur, wie rasend komisch das ist, sondern vor allem, wie präzise und leicht Ade das Wechselbad der Gefühle zwischen Fremdschämen und Empathie, zwischen Lachen und Weinen, gelingt.