Im Jahr 2000 brachte der chinesisch-amerikanische Star-Cellist Yo-Yo Ma ein spannendes Musik-Projekt auf den Weg, in dem 60 Musiker und Komponisten und andere Künstler (Tänzer, Maler) aus verschiedenen Ländern in Orient und Okzident einen gemeinsamen Klang suchten und fanden. In dieser Musik mischen sich, bei jeweils wechselnden Besetzungen, Einflüsse der verschiedensten Instrumente und Traditionen zu einem faszinierenden, abwechslungsreichen und einzigartigen Klanggewebe. Viele der Ensemble-Mitglieder gehören zu den Virtuosen ihres Faches, aber ihre Namen und die ihrer Instrumente dürften nur Weltmusik-Experten bekannt sein – diese heißen Pipa und Kamantsche, Gaita, Ney, Janggu oder Sheng ...
THE MUSIC OF STRANGERS ist mehr als nur ein Portrait. Der Film bemüht sich zum einen, die kreativen Prozesse zu ergründen, die es dem Ensemble ermöglichen, die Fremdheit immer wieder zu überwinden, sie als Bereicherung anzunehmen und mit einer Musik belohnt zu werden, die mehr ist als die Summe ihrer Elemente. Zum anderen steht die Frage im Raum, wie sich ein solches Projekt legitimiert, jenseits von »irgendwas mit Völkerverständigung«. Denn von Anfang an wurde diese Gruppe durchaus nicht einhellig bejubelt; Puristen warfen den Musikern Kommerz, Kultur-Tourismus und die Verwässerung musikalischer Traditionen vor.
Also bietet der Film Yo-Yo Ma und einer Handvoll der Kernmusiker die Gelegenheit, von ihrem Leben zu erzählen, von der Welt, aus der sie kommen (viele von ihnen sind Exilanten), was ihnen Heimat, Tradition, Identität bedeuten, wie sie bei Silk Road gelandet sind und welche Rolle das Projekt bei der Bewahrung ihrer jeweiligen Kultur spielt. Es ist eine lehrreiche, berührende und inspirierende Reise von den USA über Galizien und Iran und Syrien bis nach China; die immer wieder unterbrochen wird von Orchesterproben und Auftritten, Besuchen bei rein traditionellen Künstlern und der Förderung des Nachwuchses.
Ein Film voller Spielfreude, Zuversicht, menschlichem Drama und Leidenschaft, der einen in so großzügige Stimmung versetzt, dass man ein paar kleine filmische Schwächen, so es sie gäbe, hier gar nicht erwähnen würde.
rog