Der 38-jährige ungarische Regisseur László Nemes kommt aus einer Familie, die teils dem Holocaust zum Opfer fiel. Der Unmöglichkeit seines Unterfangens, das Unsagbare vollständig und wahrheitsgetreu abzubilden, ist er sich von Anfang an bewusst. Bei SON OF SAUL, seinem ersten Langfilm, beschränkt er sich auf den Blickwinkel seines Protagonisten Saul (Géza Röhrig). Der ungarische Jude ist als Teil eines Sonderkommandos in Auschwitz-Birkenau Handlanger der Nazis: Er muss die Gefangenen in die Gaskammern treiben, die Leichen in die Krematorien transportieren und die Kleidung der Opfer auf Wertgegenstände durchsuchen. Als er unter den Leichnamen seinen unehelichen Sohn zu erkennen glaubt, hat er nur noch ein Ziel: sein Kind nach jüdischem Ritus zu bestatten. Und das während um ihn herum Mitglieder des Sonderkommandos einen Aufstand planen.