Son of Saul

Ungarn 2015

Der 38-jährige ungarische Regisseur László Nemes kommt aus einer Familie, die teils dem Holocaust zum Opfer fiel. Der Unmöglichkeit seines Unterfangens, das Unsagbare vollständig und wahrheitsgetreu abzubilden, ist er sich von Anfang an bewusst. Bei SON OF SAUL, seinem ersten Langfilm, beschränkt er sich auf den Blickwinkel seines Protagonisten Saul (Géza Röhrig). Der ungarische Jude ist als Teil eines Sonderkommandos in Auschwitz-Birkenau Handlanger der Nazis: Er muss die Gefangenen in die Gaskammern treiben, die Leichen in die Krematorien transportieren und die Kleidung der Opfer auf Wertgegenstände durchsuchen. Als er unter den Leichnamen seinen unehelichen Sohn zu erkennen glaubt, hat er nur noch ein Ziel: sein Kind nach jüdischem Ritus zu bestatten. Und das während um ihn herum Mitglieder des Sonderkommandos einen Aufstand planen.

Regie
László Nemes
Besetzung
Géza Röhrig Levent Molnár Urs Rechn Sándor Zsótér Todd Charmont Uwe Lauer
Länge
107 min
FSK
16

»Alle Kunst nach Auschwitz ist Müll« hat Adorno gesagt. Bis heute kapitulieren viele Künstler vor der Repräsentation des Holocaust. Insbesonders Filme haben es schwer. So erntete auch Steven Spielbergs Schindlers Liste, ausgezeichnet mit sieben Oscars, harsche Kritik: Den Versuch, das Grauen realistisch darzustellen, empfanden viele als pietätlos. Claude Lanzmann hingegen verzichtete bei seiner neunstündigen Dokumentation shoah auf Aufnahmen aus den Konzentrationslagern. Die Bilder des Schreckens ließ er in den Köpfen seiner Zuschauer entstehen – durch Erzählungen von Überlebenden, Tätern wie Opfern. Lanzmanns Herangehensweise gilt bis heute als die gelungenste. Der 38-jährige ungarische Regisseur László Nemes kommt aus einer Familie, die teils dem Holocaust zum Opfer fiel. Der Unmöglichkeit seines Unterfangens, das Unsagbare vollständig und wahrheitsgetreu abzubilden, ist er sich von Anfang an bewusst. Bei Son of Saul, seinem ersten Langfilm, beschränkt er sich auf den Blickwinkel seines Protagonisten Saul (Géza Röhrig). Der ungarische Jude ist als Teil eines Sonderkommandos in Auschwitz-Birkenau Handlanger der Nazis: Er muss die Gefangenen in die Gaskammern treiben, die Leichen in die Krematorien transportieren und die Kleidung der Opfer auf Wertgegenstände durchsuchen. Als er unter den Leichnamen seinen unehelichen Sohn zu erkennen glaubt, hat er nur noch ein Ziel: sein Kind nach jüdischem Ritus zu bestatten. Und das während um ihn herum Mitglieder des, Sonderkommandos einen Aufstand planen. Son of Saul ist größtenteils mit der Handkamera gefilmt. Alles, was sich nicht in Sauls unmittelbarer Nähe abspielt, ist verschwommen – der Zuschauer sieht nicht mehr als Saul. An der Schwelle zur Gaskammer macht die Kamera Halt. Nicht so jedoch die Tonspur. Auf die Schreie, die erst zunehmen, dann immer kläglicher werden und irgendwann verstummen, folgt das Kratzen der Nagelbürste, mit dem Saul im Anschluss die Wände säubert. Diese scheinbar direkt aus der Hölle kommende Kakophonie des Schreckens wurde in Cannes mit einem Preis ausgezeichnet. Bleibt zu hoffen, dass Ende des Monats der Oscar für den besten fremdsprachigen Film folgt!
lw