Loro

I / F 2018

Macho, Macht, und monetäre Machenschaften: Politfilm-Ikone Paolo Sorrentino rechnet mit Italiens Korruptionskoalitionen unter dem Medienmogul Silvio Berlusconi ab.Abgedreht und abgründig porträtiert Paolo Sorrentino nach seinem bemerkenswerten Kinocoup über Giulio Andreotti in IL DIVO nun diesen polarisierenden Polit-Proleten. Der Titel LORO heißt übersetzt „Sie“ und meint jenen opportunistischen Rektal-Hofstaat Berlusconis, der ihn umschleimt, umwirbt und ihn immer wieder wählt. Macht korrumpiert, am meisten sich selbst. Wir betrachten mit voyeuristischem Staunen auf amüsant satirische Manier wie Bella Italia formvollendet fehlfunktioniert und zum Scheitern verurteilt bleibt, wie die aktuelle anämische Lage der Nation beweist. Und Sorrentino belegt im Verbund mit seinem Cast, dass er ein ironischer Maestro des Soziokulturkinos ist.

Regie
Paolo Sorrentino
Besetzung
Toni Servillo Elena Sofia Ricci Riccardo Scamarcio Kasia Smutniak
Länge
157 min
FSK
12

Er nennt sich Silvio, ist superreich und dominiert das perfide Immobilien- und TV-Panorama Italiens. Das tief verschuldete Land ist sein persönlicher Abenteuerspielplatz. Der ehemalige Ministerpräsident und maligne Medientycoon hat sich nach seiner dritten Amtszeit auf seinem Landsitz in Sardinien verschanzt. Im beschaulichen Ambiente erinnert er sich verklärt an die Zeit mit Ex-Gattin Veronica, betrachtet bestürzt sein gefärbtes und gegerbtes Haupt und hadert mit der einsetzenden Demenz. Seine unstillbare Geilheit ist indes juvenil, und bevor er von der Politikbühne abtritt, will er es allen vor der vierten Amtsperiode zeigen. Das ruft auch den obskuren Zuhälter Sergio auf den Plan, der vis-à-vis von Silvios Villa gleich eine ganze Horde wilder und williger Girlies einquartiert, um den prominenten Nachbarn zu ködern. Mit Erfolg: Der sprachlose Zuschauer bestaunt diesen grotesken Bilderreigen, wie beispielsweise ein Schaf eisgekühlt in der Villa kollabiert oder Ecstasy-Pillen wie Smarties während einer der berühmt-berüchtigten Poolpartys vom Himmel regnen. »Bunga Bunga« ist seit 2010 das erbärmliche Synonym für Italiens Ex-Ministerpräsident Silvio Berlusconi: Das waren (sind?) jene schlüpfrigen Partys, bei denen die Gattinnen der feinen Herren aus Politik und Industrie zugunsten prickelnder Lolitas abwesend waren, um Altherrenfantasien in der Horizontalen zu realisieren. Diese kleinen koitalen »Gefälligkeiten« wurden dann mit Jobs in Politik und Medien vergütet. Abgedreht und abgründig porträtiert Paolo Sorrentino nach seinem bemerkenswerten Kinocoup über Giulio Andreotti in il divo nun diesen polarisierenden Polit-Proleten. Der Titel loro heißt übersetzt »Sie« und meint jenen opportunistischen Rektal-Hofstaat Berlusconis, der ihn umschleimt, umwirbt und ihn immer wieder wählt. Macht korrumpiert, am meisten sich selbst. Wir betrachten mit voyeuristischem Staunen auf amüsant satirische Manier, wie Bella Italia formvollendet fehlfunktioniert und zum Scheitern verurteilt bleibt, wie die aktuelle anämische Lage der Nation beweist. Und Sorrentino belegt im Verbund mit seinem Cast, dass er ein ironischer Maestro des Soziokulturkinos ist.
jea