Irrational Man

USA 2015

Der Philosophieprofessor Abe Lucas (Joaquin Phoenix) ist emotional auf einem Tiefpunkt angekommen, er zweifelt chronisch am Sinn seiner Existenz. Daran ändert auch der Wechsel an eine neue Uni in Neuengland nichts, obwohl seine Kollegin Rita Richards mehr als bereit wäre, seinem Leben eine neue Richtung zu geben. Erst ein Gespräch eines Fremden, dem er gemeinsam mit der Studentin Jill (Emma Stone) lauscht, weckt neue Lebensgeister: Die Unterhaltung lässt die beiden nicht mehr los. Sie finden große Freude daran, einen - nicht ganz ernst gemeinten - Plan für den perfekten Mord zu schmieden. Abe fasst einen Entschluss und kann von nun an sein Dasein wieder in vollen Zügen genießen. Doch sein Handeln löst eine Kettenreaktion aus... Fabulierend, vergnüglich hakenschlagend, wortwitzig, samt beschwingtem Jazz-Soundtrack; Ein echter Woody Allen!

Regie
Woody Allen
Besetzung
Joaquin Phoenix, Emma Stone
Länge
105 min
FSK
12

In Woody Allens neuestem Film IRRATIONAL MAN wird betrogen, gesoffen und gemordet. Sehenswert ist er vor allem wegen seiner Hauptdarsteller Joaquin Phoenix und Emma Stone. Am 1.12. wird Woody Allen 80 Jahre alt. Bei 46 Spielfilmen hat er das Drehbuch geschrieben und Regie geführt. Dafür hat er vier Oscars gewonnen. Nie sieht er sich seine Filme noch einmal an, wenn sie fertiggestellt sind, zu groß ist die Angst vor der eigenen Unzulänglichkeit. Wenn er könnte, würde er alle Filme noch einmal drehen - und besser machen. Woody Allens neuester Film IRRATIONAL MAN fängt als harmlose College-Romanze an und endet mit zwei Toten. Allen knüpft dabei an VERBRECHEN UND ANDERE KLEINIGKEITEN und MATCH POINT an. Philosophie-Professor Abe Lucas hat mit dem Leben eigentlich abgeschlossen. Gerüchten zufolge hat seine Mutter Selbstmord begangen, sein bester Freund soll im Krieg umgekommen und seine Frau mit einem anderen durchgebrannt sein. Abe flüchtet sich in Alkohol und Zynismus. Um während des Sommers einen Kurs zu geben, kommt er ans Ostküsten-College Braylin. Musterschülerin Jill Pollard und die verheiratete Kollegin Rita Richards werben um ihn. Abe entscheidet sich für beide. Erfüllung findet er jedoch erst, als er einen Mordanschlag auf einen ihm unbekannten, der Bestechlichkeit beschuldigten Richter plant, „um die Welt zu einem besseren Ort zu machen“. Unterlegt ist die sich an Spannung kontinuierlich steigernde Handlung von federleichten, an einen Sonntagsbrunch erinnernde Jazz-Klänge vom Ramsey Lewis Trio. Dieser Gegensatz erzeugt eine gewisse Komik und lässt das Mordkomplott als Zeitvertreib eines gelangweilten Intellektuellen mit Midlife-Crisis erscheinen. Phoenix spielt diese Rolle glänzend. Ebenso gelungen ist Emma Stones Darbietung der jungen schwärmerischen Jill. Gewöhnungsbedürftig ist die etwas eigenwillige Erzählweise: Stone und Phoenix sprechen abwechselnd aus dem Off. Entschädigt wird man dafür durch überaus sinnliche, von Kameramann Darius Khondji eingefangene Bilder: Der sommerliche Campus leuchtet in satten Grüntönen, und Studenten mit Bücherstapeln verschwinden in roten Backsteinhäusern. Dass das Ganze nicht in Kitsch umkippt, liegt an der bekannten Allenschen Selbstironie. Joaquin Phoenix dabei zuzusehen, wie er mit Bierwampe und Flachmann in der Hand über Kant und Potenzprobleme referiert, macht einfach großen Spaß.
Lea Wagner