Es handelt sich hier erkennbar um ein Sozialdrama, aber es ist eines der warmherzigen und tragikomischen Art. Keine kaputten oder verwahrlosten Gestalten, kein ›Milieu‹, sondern einfach sympathische Menschen, die den Halt im Leben verloren haben und um ihre Balance kämpfen. Dabei helfen ihnen vor allem zwei Tugenden: Ehrlichkeit und Humor.
Will wird »aus familiären Gründen im Gnadenwege« vorzeitig aus der Haft entlassen, um die Fürsorge für die 11-jährige Stacey zu übernehmen – und sollte es ihm nicht gelingen, binnen Kurzem ein verlässliches Umfeld für das Mädchen zu schaffen, dann muss er zurück in den Bau. Stacey ist ein aufgewecktes Kind, aber sie hat kürzlich ihre Mutter verloren und seitdem bei verschiedenen Pflegefamilien gelebt – sie ist aufsässig, hat ein loses Mundwerk und leidet neuerdings an Narkolepsie, d. h. in Stressituationen fällt sie um und schläft ein.
Will ist für sie praktisch ein Fremder, da er den größten Teil ihrer Kindheit knastbedingt verpasst hat. Diese beiden ziehen in einen Wohnwagen in einer ländlichen Gegend Irlands und müssen lernen, einander zu vertrauen, den Schatten der Vergangenheit zu entkommen und sich ein neues Leben aufzubauen. Eine schwer zu meisternde Aufgabe, zumal die Komplikationen nicht abnehmen, etwa als Stacey herausfindet, warum Will im Gefängnis war. Unterdessen nähert sich der Stichtag für die behördliche Begutachtung ihrer Lebensumstände viel zu schnell.
Erzählerisch weiß der Film zu gefallen: Er bewahrt sich viele Geheimnisse so lange wie möglich, rückt mit wichtigen Fakten nur nach und nach raus. Dadurch entstehen, während eine langsame Annäherung stattfindet, auch immer wieder neue Spannungen und Überraschungsmomente. Dabei wird vieles nicht ausbuchstabiert, sondern nur angerissen oder in flotten Montagen erzählt. So ist auch die kurze Spielzeit, mögen wir sie auch bedauern, weil wir gern noch etwas verweilt wären, zweifellos keinem Ideenmangel entsprungen, sondern der künstlerischen Entscheidung, nicht zu verquasen und, bis hin zum bitter-süßen Ende, nicht zu verkitschen.
Andererseits: ein wenig Melancholie wird wohl noch erlaubt sein, immerhin sind wir in Irland!
rog