Die defekte Katze

D 2018

Ein freundlicher, aber etwas unbeholfener Ehemann, den sie kaum kennt und eine seltsame Katze als einziger Anker: Minas Neuanfang in Deutschland gestaltet sich als eher vorsichtiges Abenteuer. Durch die Vermittlung ihrer Eltern, gemäß der Tradition ihres Heimatlandes Iran, haben sich die studierte Elektrotechnikerin aus Isfahan und der, bereits seit seiner Kindheit in Deutschland lebende, Assistenzarzt Kian kennen gelernt. Die beiden neu Verheirateten interessieren sich durchaus füreinander und geben ihr Bestes, sich näher zu kommen, jedoch geht die Beziehung anfangs nicht über den Austausch von Höflichkeiten hinaus. Dazu sind die Erwartungen der beiden an ein „gutes Leben“ zu unterschiedlich: Mina, die moderne iranische Frau, taucht schnell in die Freiheiten des westlichen Alltags ein. Kian hingegen wird durch Minas Verhalten auf tief in ihm schlummernde Konventionen zurückgeworfen. Minas Zuneigung für eine eigenwillige Katze bringt zusätzlich Chaos in das fragile Gefüge – bis die Karten des nur holprig in Gang kommenden jungen Glücks neu gemischt werden.

Regie
Susan Gordanshekan
Besetzung
Hadi Khanjanpour, Pegah Ferydoni, Henrike von Kuick, Constantin von Jascheroff
Länge
93 min

Kian ist Deutsch-Iraner und arbeitet als Assistenzarzt in einem Krankenhaus. Beruflich läuft es gut. Nur privat könnte mehr passieren, und so trifft sich der junge Mann übers Internet mit mehreren deutschen Frauen – die aber alle andere Vorstellungen von ihrem Traumprinzen haben. So erlaubt er es zähneknirschend, dass seine Eltern für ihn im Iran eine Heirat mit der schönen Mina arrangieren. Doch kaum ist das Paar in Deutschland angekommen, beginnen die Probleme. Mina spricht kaum Deutsch, es hagelt Ablehnungen auf ihre Bewerbungen um einen Job, und auch an die Eigenarten deutschen Alltagslebens muss sie sich noch gewöhnen. Freunde zu finden, beim Sprachkurs etwa oder im Schwimmbad, ist auch nicht einfach. Noch schwerer aber wiegt, dass sich Kian und Mina fremd bleiben, auch körperlich. Intimität lässt sich nicht auf Knopfdruck herstellen. Nun kommt die Katze des Filmtitels ins Spiel, die an einem Gendefekt leidet und potthässlich ist, von der mangelnden Stubenreinheit ganz zu schweigen. Mina hat sie ohne Kians Einverständnis angeschafft. Der ist genervt, auch wegen eines vermeintlichen Nebenbuhlers. Die Trennung scheint unvermeidbar … Eine umgekehrte Liebesgeschichte, wenn man so will. Hier heiraten zwei Menschen und lernen sich erst dann kennen und – wenn alles gut geht – lieben. Und weil dies in Deutschland geschieht, wird hier auch ein tiefer Culture Clash verhandelt. Susan Gordanshekan zeigt Minas Irritierung, von der Eile an der Supermarktkasse über die freizügige Bekleidung im Hallenbad bis zur kühlen Zurückhaltung ihrer Mitmenschen. Einmal lässt Kian sie in seinem Auto fahren. Rote Ampeln? Rechts vor links? Tempolimit? Mina lässt sich keine Vorschriften machen, und darum scheitert sie immer wieder an den kleinen Dingen des Alltags. In dem Bemühen, die Konflikte griffig darzustellen, neigt Gordanshekan mitunter zu Überzeichnungen. So sind einige Nebenfiguren wie Kians Eltern recht eindimensional charakterisiert. Der Film ist immer dann am besten, wenn er sich auf seine beiden Hauptfiguren konzentriert, auf ihren Alltag, ihre Sorgen, ihre Annäherung. Auch umgekehrte Liebesgeschichten haben mitunter ein Happy End.
mrz