Der Vorname

D 2018

Gemeines Gemeinschaftsgemetzel statt Gaumenfreuden: Sönke Wortmanns pointierte Neuinterpretation der französischen Filmsatire LE PRÉNOM besticht durch perfekte Dialoge und perfider Komik. Explosiv erheitern kommt dieses göttliche Gourmet-Gemetzel mit einem teutonischen A-Klasse-Ensemble daher, das mit Witz und Verve, Empathie und Enthusiasmus auf engstem Raum Klischees und Stereotypen augenzwinkernd konterkariert und dabei allzu Menschliches outet. Herrlich analytisch und authentisch auf die selbstironische Manier, so dass selbst existentialistische Mise en Scène-Misanthropen wie Claude Chabrol, Lars von Trier oder Michael Haneke ihr voyeuristische Vergnügen daran hätten.

Regie
Sönke Wortmann
Besetzung
Iris Berben, Florian David Fitz, Christoph Maria Herbst, Caroline Peters, Justus von Dohnányi
Länge
91 min
FSK
6

Im Fegefeuer der Eitel- und Boshaftigkeiten: Bon Appetit im beschaulichen Bonner Bildungsbürgertum in der Goethestraße? Mitnichten. Der süffisante Literaturprofessor Stephan Berger und sein Gattin Elisabeth haben Elisabeths yuppiesken und spitzzüngigen Bruder Thomas, dessen hochschwangere Verlobte Anna und den Intimfreund des Hauses, den zartbesaiteten Orchestermusiker René zum Diner invitiert. Das Ambiente beim gefakten französischen Spitzenwein und indischem Curry beginnt trügerisch harmonisch, denn hinter den Fassaden brodelt es seit Langem. Als Thomas beiläufig offenbart, dass der gemeinsame Nachwuchs den unheilschwangeren Vornamen Adolf tragen wird, eskalieren und erhitzen die Gemüter dramatischer als der Festschmaus auf dem Elektroherd. Während sich Paradenörgler und Besserwisser Stephan echauffiert (»Du bist der fleischgewordene Beweis dafür, was beim Bildungsauftrag schiefgelaufen ist!«) und neutralere Alternativen wie Apollo, Asterix oder Antigone propagiert werden, provoziert Jungunternehmer Thomas umso zynischer: »Ihr Spießer seid doch nur neidisch auf meinen Erfolg«, wirft er martialisch in die Runde. René und Elisabeth versuchen dabei verzweifelt zu vermitteln und trösten die Mama in spe. Als auch noch via Telefon Oma Dorothea Böttcher vom Tegernsee (Iris Berben), ihres Zeichens ewig junggrüne Alt-68-erin, ins Spiel kommt, endet die diabolische Debatte im Desaster: Lang gehütete Geheimnisse und überraschende Geständnisse bringen das gefährliche Gemengelage zur Explosion. Alles nur ein böser Traum? Nein, alles nur ein blöder Scherz. Explosiv erheiternd kommt dieses göttliche Gourmet-Gemetzel im Stil von DER UNTERGANG DES AMERIKANISCHEN IMPERIUMS mit einem teutonischen A-Klasse-Ensemble daher, das mit Witz und Verve, Empathie und Enthusiasmus auf engstem Raum Klischees und Stereotype augenzwinkernd konterkariert und dabei allzu Menschliches outet. Herrlich analytisch und authentisch auf die selbstironische Manier, so dass selbst existentialistische Mise-en-Scène-Misanthropen wie Claude Chabrol, Lars von Trier oder Michael Haneke ihr voyeuristisches Vergnügen daran hätten.
jea