Das Ende ist erst der Anfang

F/BE 2015

Wenn im Fernsehen die Apokalypse angekündigt wird, die Welt aber schon längst tot zu sein scheint, kann das Ende auch der Anfang sein. So in diesem dunklen Roadmovie mit Hoffnungsschimmer.

Regie
Bouli Lanners
Besetzung
Bouli Lanners, Albert Dupontel, David Murgia, Aurore Broutin
Länge
98 min

Über kühlen, weiten Landschaften zieht ein Sturm auf. »Im Fernsehen haben sie gesagt, die Welt geht unter.« Die Welt ist trostlos, verlassen und tot. Die Straßen haben keine Ziele, verkommene Lagerhallen werden zu verkommenen Gräbern, einsame Orte zu einsamen Unterschlüpfen. Dass in dieser Welt noch so etwas wie eine Infrastruktur bestehen soll, wirkt wie eine Illusion, an die sich die verbliebenen Seelen noch klammern. Dementsprechend wird ein Handy, das wie ein wertvolles Artefakt behandelt wird, zum Bindeglied der Handlungsstränge in Bouli Lanners apokalyptischem Neo-Western in Grau. Gilou (Bouli Lanners selbst) und sein Partner Cochise sollen eben dieses Handy für ihren Auftraggeber wiederbeschaffen. Warum, wissen wir vorerst nicht. Durch ein Funksignal können sie es orten, solang es eingeschaltet ist. Doch Willy schaltet es immer wieder aus, bevor seine Jäger ihn finden können. Er ist mit der ängstlichen Esther zu Fuß unterwegs. Wohin, wissen wir vorerst nicht. In einer Szene erklärt Philippe Rebbots Charakter unter einem glitzernden Sternenhimmel, wie viele Sterne und Galaxien es gibt, und umschreibt damit die Bedeutungslosigkeit auf der Erde. Danach streifen die beiden eingeführten Gruppen weiter durch eine sinnentleerte Welt, im Hinterkopf die Sorge, dass ihr Vorhaben eventuell ebenso sinnlos ist. Beide sollen auf ihrer Reise noch einem Jesus begegnen, der kurz davor steht, selbst den Glauben an diese Welt zu verlieren. Über den farbentsättigten Bildern oszilliert Pascal Humberts wunderbar melancholischer Gitarren-Score, in ihnen versetzt Bouli Lanners’ Mienenspiel Berge. Als er mit Cochise in einer kleinen Unterkunft übernachtet, schließt er sich allein ins Bad ein und fühlt unter schwerem Blick seinen Puls, als würde er sich fragen: »Lebe ich noch?«Schauspielerisch stechen zudem noch weitere Schauspielergrößen in Nebenrollen heraus. Darunter Suzanne Clément und Max von Sydow. Im letzten Akt beantwortet Lanners vielleicht etwas zu viele Fragen, sein Film bleibt aber ein letztendlich humanistisches Stimmungsporträt, in dem das Ende der Welt ein Anfang für Menschlichkeit sein kann.
haz