DÄMONEN UND WUNDER war der Gewinner des diesjährigen Filmfestival von Cannes. Mit diesem Sieg hatte niemand gerechnet. Die Entscheidung der Jury unter dem Vorsitz der Coen-Brüder wurde als politisch motiviert betrachtet. Regisseur Jacques Audiard verhandelt schließlich ein hochaktuelles Thema: Ein Soldat der tamilischen Befreiungsarmee Liberation Tigers, eine junge Frau und ein neunjähriges Mädchen täuschen vor, eine Familie zu sein, um mit falscher Identität von Sri Lanka nach Frankreich fliehen zu können. In der Pariser Banlieue bauen sie sich ein neues Leben auf.
Nur sind die dort herrschenden Zustände nicht weniger gewaltsam als in ihrer Heimat: Drogendealer kontrollieren den Häuserblock, täglich fallen Schüsse, Menschen sterben. Gleichzeitig herrscht ein starker Rassismus vor – Dheepan, so der (falsche) Name des Protagonisten, muss sich Mowgli rufen lassen. Klar ist, dass DÄMONEN UND WUNDER die Geister spaltet. Ein Kritiker einer englischsprachigen Filmzeitschrift empfiehlt seinen Lesern, sich einen Kinositz nahe am Ausgang zu suchen - das (zugegebenermaßen stark gefühlsbetonte) Ende sei ja schließlich nicht auszuhalten. Sienna Miller, Jury-Mitglied in Cannes, sagte bei der Preisverleihung: „Es war wunderschön, wie wenig wir sahen, aber wie viel wir fühlten. Das hat mich sehr mitgenommen.“ Damit tut sie dem Film unrecht. DHEEPAN besticht nicht nur durch seine Geschichte, sondern auch durch seine Ästhetik, die ihn von anderen Flüchtlingsdramen abhebt.