Einer der schönsten Filme der letzten Jahre erzählt von der lustvollen Romanze zweier junger Männer im Italien der frühen Achtziger. Schon jetzt ein Klassiker.
Schon der erste Blick vom Balkon spricht Bände, auch wenn sich Elio nichts anmerken lassen will. Bis dahin hat der 17-Jährige den Sommer mit seinen Bildungsbürgereltern in einer alten Landvilla in Norditalien verbracht und langweilt sich ein wenig auf dem riesigen Anwesen, wenn er nicht gerade an Neuinterpretationen klassischer Musikstücke werkelt. Das ändert sich jedoch schnell, als der neue Assistent seines Vaters anreist, der ihn den Sommer über bei seiner Arbeit als Archäologieprofessor und Kunsthistoriker unterstützen soll. Oliver, ein selbstbewusster 24-jähriger Amerikaner, erinnert selbst ein wenig an die antiken Statuen, die Professor Perlman studiert. Und er ist ein heller Kopf, der nicht nur den Eltern gefällt, sondern schnell auch Elio. Doch so richtig schlau wird Elio aus dem jungen Mann nicht, auch über seine eigenen Gefühle ist er sich lange nicht klar. Mit seiner Jugendfreundin Marzia verbindet ihn eine flirtiges Verhältnis, das auch deutlich körperlich wird. Zugleich fühlt er sich von Oliver angezogen, beobachtet ihn mit verstohlenen Blicken am Pool, wo der amerikanische Adonis in Badeshorts schwelgt, und ersetzt Marzia immer mehr durch ihn als sexuelle Fantasie.
Eine sinnliche Sommerromanze, die in jedem Moment den richtigen Ton trifft
Es passiert lange Zeit nicht viel, die beiden Jungs umkreisen sich, ohne mehr zu wagen. Dabei sind sie grundverschieden, nicht nur physisch. Elio ist noch ein Teenager, smart aber in Gefühlsdingen unbeholfen, während Oliver ein Selbstbewusstsein weit über sein Alter hinaus aufweist. Der Impuls der Annäherung aber geht eindeutig von Elio aus, auch wenn zunächst nicht klar ist, ob er ihn ihm mehr einen Liebhaber oder ein Vorbild sieht.
Der Italiener Luca Guadagnino adaptiert André Acimans gleichnamigen Roman mit Drehbuchautor James Ivory zu einer sinnlichen Sommerromanze, die in jedem Moment den richtigen Ton trifft. Er hat ein außergewöhnliches Gespür dafür, zu observieren, was wir alle vom Leben wollen. Allein die Szene, in der Elios Vater Montaigne zitiert, um mit seinem Sohn über dessen besondere Freundschaft zu Oliver zu sprechen, ist ein solch authentischer und berührender Moment, dass er schon jetzt ein Filmklassiker ist.