Birds of Passage

col/dk/mex 2018

Der kolumbianische Film erzählt ebenso authentisch wie mitreißend von den Anfängen des Drogenhandels aus der Sicht der Indios.Guerras und Gallegos Film beruht auf wahren Begebenheiten im Kolumbien der Sechziger bis Achtziger Jahre, als der internationale Drogenhandel seine Anfänge nahm. Es geht ihnen dabei jedoch nicht um eine Verherrlichung der Druglords wie in Dutzenden anderer Film- und Fernsehproduktionen. Durch die Repräsentation alter Traditionen und Stammesriten, die in einer globalisierten Welt vom Aussterben bedroht sind, liefern sie eine bestechende Kolonialismuskritik, in der die Moral der Wayuu durch den eingeführten Kapitalismus mehr und mehr erodiert.

Regie
Ciro Guerra, Cristina Gallego
Besetzung
Carmiña Martínez, José Acosta, Natalia Reyes, Jhon Narváez
Länge
125 min
FSK
12

Der Indio Rapayet sitzt am Strand und beobachtet mit einer Mischung aus Neid und Verachtung einige US-amerikanische Hippies, wie sie ausgelassen tanzen. Er hat ihnen das Marihuana besorgt, mit dem sie sich vollgedröhnt haben. Er selbst nimmt es nicht, das verbieten ihm die strengen Riten seines Stammes der Wayuu. Regisseur Ciro Guerra setzt sich, wie schon in seinem Vorgängerfilm DER SCHAMANE UND DIE SCHLANGE, den seine Frau Cristina Gallego produzierte und die nun bei BIRDS OF PASSAGE erstmals co-inszeniert, mit der Gefährdung indigener Kulturen in Südamerika durch westliche Interessen und Ausbeutung auseinander. Doch hier fällt der Stamm nicht einfach der Rücksichtslosigkeit des Westens zum Opfer, sondern entwickelt aus sich heraus selbstzerstörerische Tendenzen, die sich zu einem Teufelskreis der Gewalt auswachsen. Rapayat will die schöne Zaida heiraten und wird von deren Mutter Úrsula, die in der mächtigen Familie das Sagen hat, zu einer alle seine Mittel übersteigenden Mitgift gezwungen. Ganz offensichtlich will sie ihn nicht als ihren Schwiegersohn, doch Rapayet setzt alles daran, ihre Auflagen zu erfüllen und an das nötige Geld zu kommen, um Zaida zu besitzen. Auch wenn es bedeutet, Drogen an die Weißen zu verkaufen. Schon bald taucht er mit der geforderten Mitgift auf, die Hochzeit findet statt. Guerras und Gallegos Film beruht auf wahren Begebenheiten im Kolumbien der Sechziger- bis Achtzigerjahre, als der internationale Drogenhandel seine Anfänge nahm. Es geht ihnen dabei jedoch nicht um eine Verherrlichung der Druglords wie in Dutzenden anderer Film- und Fernsehproduktionen. Durch die Repräsentation alter Traditionen und Stammesriten, die in einer globalisierten Welt vom Aussterben bedroht sind, liefern sie eine bestechende Kolonialismuskritik, in der die Moral der Wayuu durch den eingeführten Kapitalismus mehr und mehr erodiert. Die Stammesmitglieder könnten eine Eskalation der Gewalt innerhalb ihrer Gemeinschaft verhindern und entscheiden sich dagegen. Die Gier und das Versprechen auf vermeintlichen Reichtum sind verführerischer. Die gefährlichste Droge von allen ist das Geld.
jg