Asche ist reines Weiß

CHN/F 2018

In drei Akten erzählt der vielgelobte Regisseur Jia Zhang-Ke von den moralischen Werten der Unterwelt, von großer Liebe, Hass und Gleichgültigkeit – vor allem aber: von China! Jia Zhang-Ke erzählt nicht nur eine tiefe, ungewöhnliche Liebesgeschichte, er verknüpft mit beeindruckenden Bildern das traditionsreiche mit dem modernisierten China. Hier reicht die Anwesenheit einer vergoldeten Statue eines mittelalterlichen Generals, um den Streit innerhalb der Triade zu schlichten, dort schauen wir mit Qiao von der Fähre aus auf Ortschaften in der Gegend des Drei-Schluchten-Staudamms, die im wahrsten Sinne des Wortes dem Untergang geweiht sind. Mit Qiao stellt er eine unbequeme Heldin in den Mittelpunkt, deren Logik und deren moralische Wertmaßstäbe auch dann noch – weitgehend – intakt bleiben, wenn ihre emotionale Welt in sich zusammenfällt. Ein intimer, faszinierender Blick auf die Brüchigkeit der Liebe und auf die Bruchstellen eines Landes, das seinen Aufbruch mit regional sehr unterschiedlichen Tempi meistert. Oder eben nicht.

Regie
Jia Zhang-Ke
Besetzung
Zhao Tao, Liao Fan, Zheng Xu, Casper Liang
Länge
136 min
FSK
12

Jianghu, das war schon im Zeitalter der ehrenvollen Schwertkampfgeschichte die Unterwelt der Ausgestoßenen und Geächteten. 2001 in der langsam untergehenden Bergbaustadt Datong sind Schwerter in Auseinandersetzungen zwar nicht mehr Mittel der Wahl, Gerechtigkeit und Ehrenkodex bestimmen jedoch weiterhin das Selbstverständnis der mafiaähnlichen Triaden, deren regionale Bruderschaft von Bin angeführt und dessen Freundin Qiao geprägt wird. Doch in dem krisengeschüttelten Ort bekommt es die Tradition mit der aufmüpfigen Jugend zu tun. Als Bin eines Tages von einer Motorradgang fast totgeprügelt wird, vertreibt Qiao die Angreifer mit der Pistole des Geliebten und wandert prompt wegen der scharfen Waffengesetze für fünf Jahre in den Knast. Aus Liebe schützt und verschweigt sie den eigentlichen Besitzer, vergolten wird es ihr schlecht. Der vorzeitig aus der Haft entlassene Bin entschwindet besuchslos in eine 8000 Kilometer entfernte Region zu einer anderen Frau. Jahre später reist ihm die auch äußerlich auf sich selbst zurückgeworfene Qiao nach, durchquert ein sich wandelndes China, um ihre Liebe schließlich durch den Filter der Demütigung zu schicken. Doch es wird noch einen weiteren gemeinsamen Abschnitt in beider Leben geben. Wieder in Datong, aber unter gänzlich anderen Bedingungen. Jia Zhang-Ke erzählt nicht nur eine tiefe, ungewöhnliche Liebesgeschichte, er verknüpft mit beeindruckenden Bildern das traditionsreiche mit dem modernisierten China. Hier reicht die Anwesenheit einer vergoldeten Statue eines mittelalterlichen Generals, um den Streit innerhalb der Triade zu schlichten, dort schauen wir mit Qiao von der Fähre aus auf Ortschaften in der Gegend des Drei-Schluchten-Staudamms, die im wahrsten Sinne des Wortes dem Untergang geweiht sind. Mit Qiao stellt er eine unbequeme Heldin in den Mittelpunkt, deren Logik und deren moralische Wertmaßstäbe auch dann noch – weitgehend – intakt bleiben, wenn ihre emotionale Welt in sich zusammenfällt. Ein intimer, faszinierender Blick auf die Brüchigkeit der Liebe und auf die Bruchstellen eines Landes, das seinen Aufbruch mit regional sehr unterschiedlichen Tempi meistert. Oder eben nicht.
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