All my Loving

D 2019

Regisseur Edward Berger glaubt an das Spannende in den Geschichten des Alltags – und erzählt davon. Leise, präzise und voller Respekt für die kleinen und großen Dramen der Gestrauchelten.Unterschiedlicher könnten die drei Geschwister, die sich da im exklusiven Restaurant treffen, um die Sorge um den erkrankten Vater auf die Schultern nur eines von ihnen auszulagern, kaum sein. Allemal Grund genug, in drei ungeheuer präzise beobachteten Episoden, den einzelnen Charakteren nachzuforschen. Lars Eidinger, Nele Mueller-Stöfen und Hans Löw agieren als verkorkstes Geschwistertrio herausragend, lassen ihren traurigen Gestalten immer das entscheidende Fünkchen Hoffnung, um den atmosphärisch dichten Film nicht abzuriegeln. Das Finale mag dann ein rosa Wölkchen sein – aber warum denn auch nicht ...

Regie
Edward Berger
Besetzung
Lars Eidinger, Nele Mueller-Stöfen, Hans Löw, Christine Schorn, Manfred Zapatka
Länge
118 min

Unterschiedlicher könnten die drei Geschwister, die sich da im exklusiven Restaurant treffen, um die Sorge um den erkrankten Vater auf die Schultern nur eines von ihnen auszulagern, kaum sein. Allemal Grund genug, in drei ungeheuer präzise beobachteten Episoden, den einzelnen Charakteren nachzuforschen. Da ist zunächst Pilot Stefan, der niemandem erzählt, dass ihm der Arzt aufgrund von Hörsturz und Schwindelgefühlen ein dauerhaftes Flugverbot erteilt hat. Seine geballte Oberflächlichkeit reicht bestenfalls noch, um als laufende Uniform One-Night-Stands in der Hotel-Bar zu verabreden. Nur Rocco, der Hund der Schwester, und Tochter Vicky fordern mehr Aufmerksamkeit. Rocco nicht auf den romantischen Wochenendausflug nach Turin mitzunehmen, war für Julia keine leichte Entscheidung, doch ein wenig Zweisamkeit mit Ehemann Christian scheint geboten. Ein angefahrener Streuner weckt allerdings erneut ihre Fürsorge, die sich zur Besessenheit auswächst, bis die Situation beim Abendessen mit Freunden erhellend eskaliert. Dritter im Bund ist der 39-jährige Student Tobias, der auf seinem Weg zum Diplom von seinen drei Kindern, der Haushaltsführung, seiner finanzkräftigen Frau Maren oder eben den Besuchen bei den Eltern aufgehalten wird. Doch diesmal ist alles anders: Mutter Ebba lässt auf groteske Weise das Haus verschönern, während Vater Pit den höchst dringenden Arztbesuch verweigert. Der längst auch in den USA bemerkte Regisseur Edward Berger zeigt sich in allen drei Episoden als grandioser Erzähler und feiner Beobachter des Alltäglichen. Ohne Häme, aber auch ohne überbordendes Pathos seziert er die ins Stocken geratenen Leben seiner Protagonisten, deren eigene Beunruhigung durch ein selbstironisches Lächeln, durch eine Leine oder flackernde Blicke während eines studentischen Besäufnisses sichtbar wird und mit dem ruhigen Erzählfluss kollidiert. Lars Eidinger, Nele Mueller-Stöfen und Hans Löw agieren als verkorkstes Geschwistertrio herausragend, lassen ihren traurigen Gestalten immer das entscheidende Fünkchen Hoffnung, um den atmosphärisch dichten Film nicht abzuriegeln. Das Finale mag dann ein rosa Wölkchen sein – aber warum denn auch nicht ...
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